Wir haben allen acht Kandidaten zur Bürgermeisterwahl eine Frage gestellt, die ihr hier findet. Kurz gefasst: Was haben Sie, wenn Sie aus dem Jahr 2050 zurückblicken, in Ihrer Amtszeit getan, um unsere Stadt auch unter den Bedingungen des Klima- und Umweltwandels lebenswert zu erhalten?
Wir veröffentlichen die Antworten in der Reihenfolge und Form, in der sie bei uns eingegangen sind.
Antwort von Götz Herrmann
Durch bürgernahen Beteiligungsformate konnten die Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit der Umsetzung und Fortschreibung des Klimaschutzpaketes überzeugt werden. Wetterextreme, wie beispielsweise Starkregenereignisse und Trockenheit, waren bereits zu Beginn meiner Amtszeit für jeden spürbar. Zunächst wurde gemeinsam mit dem Land Brandenburg und Akteuren des lokalen Umweltschutzes das verlängerte Moorschutzprogramm des Landes Brandenburg zur Wiedervernässung der Moore im Eberswalder Stadtforst umgesetzt. Im Eberswalder Stadtforst wurden durch Waldumbau die verbliebenen Monokulturen hin zu einem naturnahen Mischwald entwickelt. So wurde der Wald resistenter gegen Stürme, Feuer, Frost sowie Insektenfraß.
Im Anschluss daran wurde mit Hilfe kleinerer Projekte, wie der Neugestaltung des Marktplatzes für eine echte Bürgerbeteiligung gesorgt. Dadurch fühlten sich die Bürgerinnen und Bürger nicht nur mitgenommen, sondern es wurde auch ein Bewusstsein geschaffen. Ein Bewusstsein dafür, dass unsere Stadt von uns allen entwickelt werden muss. Denn nur eine Stadtgesellschaft gemeinsam, kann die immer neuen Herausforderungen unserer Zeit meistern.
Durch Projekte, wie die Neugestaltung des Marktplatzes und anderer kleiner Zentren in der Stadt, kamen viele Bürgerinnen und Bürger das erste mal in Kontakt mit dem Konzept der „Schwammstadt“. Die Möglichkeiten der Integrierung von Regenrückhaltebecken, stärkerer Stadtbegrünung und weniger Versiegelung wurden erstmalig in einem breiten Spektrum der Stadtgesellschaft diskutiert.
Gemeinsam haben wir konsequent das Konzept einer „Schwammstadt“ umgesetzt. Dabei haben wir nicht nur Rigolen und Zisternen an empfindlichen Punkten eingebaut. Durch gezielte Förderung von grünen Hinterhöfen, Fassaden und Dachbegrünung sowie mit Hilfe von Straßenbaumpatenschaften haben wir entscheidend zur Widerstandsfähigkeit unserer Stadt gegenüber Wetterextremen gesorgt. Die WHG als städtische Wohnungsbaugesellschaft hat mit einem fortgeschriebenen Konzept für nachhaltiges Bauen nicht nur fortan konsequent Fassaden und Dachbegrünung umgesetzt, sondern auch vermehrt nachhaltige Baustoffe, wie beispielsweise aus Nutzhanf, verwendet. Auf vorab strategisch erworbenen Grundstücken konnte die Stadt so selbst entscheidend für nachhaltigen und sozialverträglichen Wohnungsbau sorgen.
Dabei haben wir es geschafft Interessen verschiedener Gruppen im Dialog und durch Kompromisslösungen zu vereinen. Parkplätze wurden beispielsweise nur noch mit versickerungsfähigen Pflastersteinen errichtet. Verschiedene Formen der Mobilität, egal ob Auto, Fahrrad oder zu Fuß, wurden durch eine sinnvolle Verkehrsführung miteinander verzahnt und nicht mehr gegeneinander ausgespielt. Dadurch wurde Eberswalde zu einer auto- und fahrradfreundlichen Stadt. So konnte eine klimafreundliche Mobilität in Eberswalde gestärkt werden.
Unser Stadtzentrum ist um die Stadtschleuse gerumgewachsen und bildet ein neues Zentrum mit Kreativwirtschaft, Gastronomie und Gästebetten direkt am Finowkanal. Wir haben es in der gesamten Stadt geschafft, die Menschen näher an und auf den Finowkanal zu bringen. Das jährliche Stadtfest zieht sich durch die Innenstadt und am Finowkanal entlang.
Durch gezielte Wirtschaftsförderung und Zusammenarbeit mit der HNEE entstand in Eberswalde eine innovative und zukunftsweisende Start-Up-Szene, die tolle Ideen, Projekte und Firmen hervorbrachte, welche unsere Stadt und unsere Art zu Leben nachhaltiger und zukunftsorientierter machten. So konnten gezielt weitere Firmen, die beispielsweise im Bereich der Wasserstofftechnologie forschten und entwickelten, ihre Innovationen schnell in die städtische Infrastruktur integrieren. Dies alles konnte durch Förderprogramm des Landes und Bundes ermöglicht werden. In Kombination mit der E-Mobilität konnte beispielsweise der städtische Fuhrpark komplett auf grüne Antriebstechnologie umgestellt werden. Durch solche Leuchtturmprojekte stärkte Eberswalde seinen überregionalen Ruf.
Dies alles konnte aber nicht ein Mensch im Rathaus alleine erreichen. Nur gemeinsam mit den Menschen in dieser Stadt und deren Vertretern in der Stadtverordnetenversammlung war es mir möglich, all dies zu realisieren. Ich bin sehr froh, dass sie alle von diesem Weg überzeugt werden konnten, auch wenn es ein langer und steiniger Weg war.
In diesen Erinnerungen schwelge ich bei einem Schwarzbier mit meinen Freunden und Familie in der Erlebniskneipe “Eberswalder Ratskeller”.