Dass blühende Wiesen nicht nur schön aussehen, sondern Nahrungsgrundlage und Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten sind, wissen wir. In städtischen Grünanlagen wird aber der Rasen aus ästhetischen und praktischen Gründen meist kurzgehalten. Wer diese Art der Pflege unterlässt, muss sich auf Reaktionen wie Die sind wohl zu faul zum Mähen und Verlottert wie unter Honecker gefasst machen.
Deshalb hat die Stadt Eberswalde unter fachlicher Begleitung einer LANU-Studentin das Nichtstun in den Rang eines Projekts erhoben. Ganz stimmt das mit dem Nichtstun aber nicht — es wird nur weniger gemäht, nämlich ein- bis zweimal statt fünfmal im Jahr. Gleichzeitig wird beobachtet, wie sich das veränderte Mahdregime auf die pflanzliche Artenvielfalt auswirkt, und das ist durchaus nicht immer rein positiv, denn weniger Mahd kann auch bedeuten, dass Stauden wie Beifuß und Goldrute die einjährigen Kräuter verdrängen, wie es ansatzweise auf der Fläche “Uferpark 2″ am Leibnitzviertel zu beobachten ist (siehe Foto).
Insgesamt sieben Blühflächen vom Leibnitzviertel über die Messingwerksiedlung bis zum Brandenburgischen Viertel haben wir im Rahmen von ALNUS on Tour am 16. August in Augenschein genommen. Der erste Eindruck war bescheiden. Das liegt natürlich auch am Zeitpunkt: Im Spätsommer nach einer mehrwöchigen Hitzeperiode kann man kaum große Blütenpracht erwarten. Aber auch bei der Umsetzung des Pflegekonzepts ist noch nicht alles in Butter. Aus gut informierten Kreisen wurde uns berichtet, dass die beauftragte Firma nicht alle Anweisungen korrekt umsetzt und manchmal immer noch zu viel mäht. Außerdem kommen bis jetzt hauptsächlich Kreiselmähwerke zum Einsatz. Zum Schutz von Amphibien und Reptilien wäre es aber dringend geboten, auf Balkenmäher umzusteigen. Es bleibt also noch einiges zu tun, oder abzuwarten.
Eine interessante Station war das Gelände der ehemaligen Dachpappefabrik Büsscher & Hoffmann zwischen dem Eberswalder Bahnhof und der Schöpfurter Straße. Wer nicht direkt nebenan wohnt, dürfte es kaum kennen, denn es ist eingezäunt und abgesperrt. Der ehemalige Industriestandort wurde nach dem Abriss der Fabrik 2017-2019 mit einer Folie versiegelt und mit Erde aufgefüllt. Inzwischen präsentiert er sich als artenreiche Wiese, die aber leider für den Publikumsverkehr gesperrt ist. Bäume dürfen nicht gepflanzt werden, da sie die Abdichtung beschädigen könnten. Zumindest für den Gang mit Bello und Waldi könnte man das Gelände aber eigentlich auch öffnen. Vielleicht werden wir das noch erleben.
Nähere Informationen zum Projekt “Eberswalder Blumenwiesen” gibt es auf der Internetseite der Stadt Eberswalde.