Der Finowkanal wurde gebaut um die Havel mit der Oder zu verbinden. Als Finowkanal wird heute der 32 km lange östliche Abschnitt ab der Kreuzung mit dem Oder-Havel-Kanal bei Zerpenschleuse bis zur Mündung in den Oderberger See bei Niederfinow bezeichnet. Der westliche Abschnitt bis zur Havel wird als Langer Trödel bezeichnet. Der östliche Teil ab der Einmündung des Pregnitzfließes zählt als erhebliches verändertes Gewässer. Es ist kein künstliches Gewässer, weil der Kanal überwiegend dem ehemaligen Verlauf der Finow folgt. Östlich von Eberswalde ist eine abgetrennte Flussschleife als Alte Finow erhalten geblieben. Vor dem Bau des ersten Finowkanals, der 1620 abgeschlossen war, durchfloss die Finow westlich von Eberswalde vermutlich mehrere Seen, die heute bereits verlandet und als Feuchtwiesen noch erkennbar sind. Der westliche Teil bis zur Havel ist ein komplett künstliches Gewässer. Für erheblich veränderte Gewässer wie dem Finowkanal wird das ökologische Potenzial bewertet, das ein Kompromiss zwischen der derzeitigen Nutzung und dem ökologischen Ideal-Zustand darstellt. Das ökologische Potenzial ist mit mäßig bewertet worden. Als signifikante Belastungen sind punktuelle und diffuse Nährstoffeinträge, Wasserentnahme für die Wasserkraftnutzung, die starke physische Veränderung des Flussbettes und die Querverbauung mit Schleusen genannt. Maßnahmen zur Verbesserung der Situation konzentrieren sich auf die Verringerung der Nährstoffeinträge und die Wiederherstellung der Durchgängigkeit. Letzere ist essentiell damit anadrome Wanderfische wie Lachs und Meerforelle wieder ihre ehemaligen Laichgewässer in der Schwärze und der Finow erreichen können. Bei der bevorstehenden Sanierung der Schleusen sollte unbedingt das Durchgängigkeitskonzept des Instituts für Binnenfischerei e.V. (IFB) beachtet werden. Es sieht den Bau von Fischtreppen und den Anschluss der Alten Finow vor. Für den zukünftigen Schleusenbetrieb und die Wasserkraftnutzung muss das Wasserdargebot unter Berücksichtigung des zusätzlichen Wasserbedarfs der Fischtreppen und bei verringertem Abflusses als Folge des Klimawandels neu bewertet werden. Konzepte, die den Finowkanal als Wasserstraße erhalten möchten, sollten die zukünftige Wasserlimitierung berücksichtigen!
Das Finowtal besitzt außer dem Kanal zahlreiche für den Naturschutz wertvolle Flächen. Hierzu zählen Erlenbrüche, Quellaustritte und Feuchtwiesen im Finowtal. Eine dieser Feuchtwiese entlang der Eichwerder Straße wird vom ALNUS gepflegt.
Literatur:
DRIESCHER, E. (2003): Veränderungen an Gewässern Brandenburgs in historischer Zeit
Wasserblick/BfG und zuständige Behörden (2015): Wasserkörpersteckbriefe. Abrufbar auf der Online-Kartenanwendung: http://maps.brandenburg.de/WebOffice/synserver?project=WRRL_www_CORE&language=de&client=html
ZAHN, S., SCHARF, J. & BORKMANN, I. (2010): Landeskonzept zur ökologischen Durchgängigkeit von Fließgewässern Brandenburgs – Teil I: Ausweisung von Vorranggewässern. Endbericht Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam.