Die Bundesstraße 167 führt quer durch Eberswalde und verbindet die Stadt westlich über Finowfurt mit der Autobahn A11 und östlich mit Bad Freienwalde. Pläne, eine Ortsumgehung einzurichten, gab es schon in der DDR, und der Bundesverkehrswegeplan in seiner aktuellen Fassung von 2015 führt diesen Neubau in der Kategorie “vordringlicher Bedarf”.
Das Vorhaben ist, soweit es Eberswalde betrifft, in zwei Bauabschnitte (Karte aus dem Bundesverkehrswegeplan) eingeteilt: einen ersten von der Autobahn A11 bis zur Angermünder Chaussee und einen zweiten, der mit mehreren Brücken übers Finowtal führen und sich hinter Tornow mit der B 167 vereinigen soll. Zum 1. Bauabschnitt läuft zur Zeit das Planfeststellungsverfahren, der 2. befindet sich im Stadium der Vorplanung.
Wir sind aus mehreren Gründen gegen dieses Projekt:
- Es gibt keine Daten darüber, welcher Anteil des Verkehrs in Eberswalde tatsächlich auf eine solche Umgehungsstraße umleitbar wäre. Die einzige Erhebung zum Durchgangsverkehr (eine Befragung von Kraftfahrern im Auftrag des damaligen Stadtplanungsamts) stammt von 1995 und ergab, dass der Anteil des Durchgangsverkehrs unter 10% liegt (Näheres dazu hier). Seitdem haben keine Untersuchungen mehr stattgefunden, die methodisch geeignet wären, diese Frage zu beantworten.
- Das Vorhaben würde selbst nach den schöngerechneten Angaben des Bundesverkehrswegeplans, wo nur die Folgen des Betriebs, nicht des Baus berücksichtigt sind, zu einer Zunahme des Verkehrs und der CO2-Emissionen führen und steht damit der dringend nötigen Verkehrswende im Weg.
- Das Ausmaß an Natur- und Landschaftszerstörung, insbesondere im geplanten 2. Bauabschnitt, ist nicht hinnehmbar. Es ist richtig, dass wir nicht gegen alles sein können und gelegentlich Opfer hinnehmen müssen, wenn es zum Beispiel um den Ausbau erneuerbarer Energien geht. Ein so massives Opfer für einen so schlecht begründeten und rückwärtsgewandten Zweck halten wir aber nicht für vertretbar.
- Das Vorhaben steht auch im Widerspruch zum gerade erarbeiteten Klimaanpassungskonzept der Stadt, weil es Biotope zerstört und der 2. Bauabschnitt durch das wichtigste Kaltluftentstehungsgebiet der Stadt führt und seine Funktion wahrscheinlich beeinträchtigen würde.
Ob die Ortsumgehung gebaut wird, entscheidet nicht die Stadt Eberswalde, sie hat aber ein Mitspracherecht. Wir setzen uns gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen dafür ein, dass die Stadt sich gegen das Vorhaben ausspricht. Dazu haben wir schon 2016 (als Reaktion auf einen Aufruf von Kommunalpolitikern, das Projekt möge schnellstmöglichst umgesetzt werden) einen offenen Brief veröffentlicht, den ihr hier findet.
Im Sommer 2023 haben wir, zusammen mit anderen Initiativen, in einem etwas ausführlicheren Schreiben an die Stadtverordneten versucht, die ökologischen Schäden, die das Projekt verursachen würde, abzuschätzen. Diese Arbeit findet ihr hier:
Unsere Heimat, unsere Zukunft, unser Ökosystem
Ein Teilerfolg unserer Arbeit ist, dass das Stadtentwicklungsamt Ende März 2024 den Entwurf des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (INSEK) in Bezug auf die B 167 überarbeitet hat: statt der Forderung nach schnellstmöglicher Umsetzung des Projekts finden sich jetzt abwartendere Formulierungen darin. Das Konzept soll im Mai 2024 beschlossen werden.
Wie geht es weiter?
Wir verfolgen weiter das Ziel, Stadtverwaltung und Stadtverordnete davon zu überzeugen, dass dieses Projekt nicht tragbar ist und sich dagegen auszusprechen. Um die Datengrundlage zu klären, möchten wir in Zusammenarbeit mit allen Interessierten — auch mit Befürwortern des Projekts — eine Verkehrszählung als Citizen-Science-Projekt organisieren: Eberswalde zählt.